19. Februar 2021:  Das Obergericht des Kantons Zürich hat heute einen Flugverkehrsleiter, der sich für einen Vorfall am 22. August 2012 am Flughafen Zürich wegen Störung des öffentlichen Verkehrs verantworten musste, freigesprochen. Damit wird das erstinstanzliche Urteil des Bezirksgerichts Bülach rückgängig gemacht. Mit seinem Urteil bestätige das Obergericht, dass der Flugverkehrsleiter weder fahrlässig noch mutwillig gehandelt habe, teilt Skyguide mit. Sie nimmt dieses Urteil mit Erleichterung zur Kenntnis.

Am 22. August 2012 war es um 16.15 Uhr am Flughafen Zürich zu einer Annäherung zwischen einer auf der Piste 28 startenden Saab 2000 der Darwin Airline und dem einmotorigen Sportcruiser HB-WYC auf einem Trainingsflug gekommen. Bei diesem Vorfall kam es weder zu Sach- noch Personenschaden. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST eröffnete darauf eine Untersuchung und erstellte den Schlussbericht 2203. Dieser nahm die Zürcher Staatsanwaltschaft dann als Grundlage für ihre Anklage gegen den Flugverkehrsleiter. Achteinhalb Jahre nach dem Vorfall steht nun fest, dass der Flugloste sich richtig verhalten hat.

Die Luftfahrt in der Schweiz orientiere sich an international bewährter Praxis und wird internationaler Vorgaben entsprechend reguliert. Da gebe es einen Widerspruch zwischen diesen internationalen Bestimmungen und der Schweizer Gesetzeslage und Rechtsprechung, hält Skyguide fest. Diese Situation muss aus ihrer Sicht durch eine Änderung des Gesetzes gelöst werden. Im Rahmen dieser internationalen Orientierung sei die sogenannte Just Culture grundlegend für ein funktionierendes Meldewesen und für eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheit in der Luftfahrt, so Skyguide weiter.

Eine Verurteilung hätte keinen Beitrag zur Verbesserung der Flugsicherheit geleistet, teilt Skyguide weiter mit. Ein solcher Trainingsflug wie damals wäre heute am Flughafen Zürich nicht mehr möglich. Skyguide sieht die Entflechtung des Mischverkehrs (Instrumenten-/Sicht-Flugregeln – IFR/VFR) auf dem Flughafen als eine der Massnahmen, um die Komplexität weiter zu reduzieren und die Sicherheitsmarge zu erhöhen, heisst es in ihrer Mitteilung weiter.   hjb

Die Grafik aus dem SUST-Bericht zeigt die beiden Flugwege.

19. Februar 2021: Lorenzo Stoll wird per 1. April 2021 neuer Head of Swiss WorldCargo. In seiner aktuellen Funktion als Head of Western Switzerland bei Swiss ist er für den Standort Genf verantwortlich. Lorenzo Stoll folgt auf Ashwin Bhat, der zum 1. März die Funktion als Chief Commercial Officer von Lufthansa Cargo übernimmt. Die Suche nach einem Nachfolger für den wichtigen Markt Genf sei eingeleitet, teilt Swiss weiter mit.

Swiss International Air Lines hat Lorenzo Stoll (49) als neuen Head of Swiss WorldCargo, der Luftfrachtabteilung von Swiss, ernannt. Er wird diese Funktion per 1. April aufnehmen und an CFO Markus Binkert berichten. Lorenzo Stoll tritt damit die Nachfolge von Ashwin Bhat an, der per 1. März die Funktion als Chief Commercial Officer von Lufthansa Cargo übernehmen wird.

Lorenzo Stoll ist 2013 als Head of Western Switzerland zu Swiss gestossen. Gemeinsam mit seinem Team hat er den Turnaround am Standort Genf geschafft. Dank seiner grossen Erfahrung im Konsumgüterbereich konnte er mit Innovationskraft und hoher Kundenorientierung die Produkt- und Servicequalität weiter steigern, hält Swiss in ihrer Mitteilung fest. Zum Erfolg in der Westschweiz beigetragen hat auch die moderne und effiziente Airbus A220-Flotte. Unter seiner Führung wurden am Standort Genf über 200 neue Stellen geschaffen. Swiss-Finanzchef Markus Binkert: «Ich freue mich sehr, dass wir mit Lorenzo Stoll einen versierten Experten aus den eigenen Reihen gewinnen konnten. Er hat massgeblich zum Erfolg des Standorts Genf und zur Positionierung von Swiss als Premiumcarrier beigetragen. Ich bin überzeugt, dass er mit seiner grossen Erfahrung im Kommerz-, Konsumgüter- und Aviatikbereich unsere Luftfrachtdivision genauso erfolgreich weiterentwickeln wird und wünsche ihm für seine neue Funktion viel Erfolg und Freude.»

Bevor Lorenzo Stoll zu Swiss stiess, hat er zwölf Jahre in unterschiedlichen Divisionen bei Nestlé in internationalen Managementpositionen in Vevey, Frankfurt und Paris gearbeitet. Davor war er Sales & Marketing Manager bei Montreux-Vevey Tourismus. Stoll hat die Hotelfachschule in Lausanne absolviert. Der gebürtige Zürcher ist grösstenteils in der Westschweiz aufgewachsen und ist verheiratet. Die Suche nach einem Nachfolger für den wichtigen Markt Genf sei eingeleitet, so Swiss weiter.   pd

18. Februar 2021: Die Piper Seneca II T7-RAR ist am Donnerstagvormittag bei einem Instrumentenanflug auf die Piste 10 des Flugplatzes St. Gallen-Altenrhein in den Bodensee gestürzt. Der 70-jährige Pilot, der allein an Bord war, hat den Absturz überlebt.

Die Piper PA-34-200T Seneca II mit der Immatrikulation T7-RAR startete am Donnerstagvormittag in Locarno zum Flug nach St.Gallen-Altenrhein. Am Bodensee herrschte dichter Nebel. Gemäss Medienberichten hat der Senenca-Pilot trotzdem einen Anflug versucht. Um 11.30 Uhr stürzte er während des Instrumentenanfluges auf die Piste 10 bei Staad, etwa 800 Meter vom Ufer entfernt, in den Bodensee.

Wie die St.Galler Kantonspolizei mitteilte, wurde sie kurz nach 11.30 Uhr über ein vermisstes Flugzeug informiert. Beim Piloten handelt es sich um einen 70-jährigen Deutschen, welcher im Tessin wohnhaft ist. Der Pilot konnte sich selbst aus dem Flugzeug befreien, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Feuerwehr organisierte einen Fischer mit seinem Boot und konnte so den Piloten rund 45 Minuten später aus dem kalten See lebend bergen. Er wurde anschliessend ans Ufer gebracht und vom Rettungsdienst ins Spital überführt. Er sei ansprechbar und unterkühlt gewesen, teilte die Kantonspolizei St.Gallen weiter mit.

Bei der verunfallten Piper Seneca II T7-RAR handelt es sich um die frühere HB-LOG, die auch in Locarno stationiert war. Sie ist vor gut 15 Jahren bereits in die Schlagzeilen geraten, weil sie aufgrund eines totalen Funkausfalles einen Einsatz der Schweizer Luftwaffe auslöste. Am 2. März 2006 war der damals 55-jährige Pilot vom deutschen Egelsbach alleine an Bord im Instrumentenflug nach Locarno unterwegs. Eine gute Viertelstunde nach dem Start fielen beide Alternatoren aus, der Pilot zog es vor, trotzdem nach Locarno weiterzufliegen. Er stieg auf Flight Level 190, worauf der Funkkontakt abbrach, weil die Batterien erschöpft waren. Auch das Signal des Transponder Mode C verschwand von den Radarschirmen. Die Flugsicherung löste deshalb bei der Luftwaffe Alarm aus, eine Patrouille von zwei F-5 Tiger konnte die Piper mit ihrem Bordradar erfassen. Sie folgten der Seneca bis zur Landung im Tessin, der Pilot hatte die Kampfjets erst kurz vor der Landung bemerkt. Er landete ereignislos in Locarno. Dieser Flug hat einen SUST-Bericht ausgelöst, in welchem die Details nachzulesen sind.            Hansjörg Bürgi

Die Route der Seneca T7-RAR von Locarno bis an den Bodensee von Flightradar 24 aufgezeichnet.

18. Februar 2021: Mit Montego Bay auf Jamaika fliegt Edelweiss ab Frühling 2021 ein neues Ferienziel an, das erstmals aus der Schweiz ohne Umsteigen erreichbar ist. Des Weiteren stehen die Malediven und Seychellen ganzjährig im Programm. Zudem würden in den kommenden Wochen beliebte Edelweiss-Ferienziele auf der Kurzstrecke wieder angeflogen, teilt die Schweizer Ferienairline mit.

Jamaika verzaubert mit einer lebendigen Kombination aus inspirierender Musik, facettenreicher Kunst, spektakulären Naturerlebnissen und der herzlichen Art seiner Bewohner. Um das positive Lebensgefühl und das karibische Flair der Insel zu entdecken, eigne sich Montego Bay als idealer Ausgangspunkt, teilt Edelweiss mit. Egal wo man auf der Insel gerade sei, türkisblaues Wasser und paradiesische Sandstrände seien nie weit entfernt. Edelweiss fliegt ab dem 29. März jeweils montags via Punta Cana nach Montego Bay auf Jamaika.

Die Malediven und Seychellen werden ganzjährig angeflogen. Edelweiss fliegt bis zu dreimal wöchentlich auf die Malediven und einmal wöchentlich auf die Seychellen. Die Flüge sind auf flyedelweiss.com und über alle üblichen Verkaufskanäle buchbar. Falls erneute Einreisebeschränkungen eine Anpassung des Flugplanes erfordern würden, würden diese zeitnah kommuniziert, teilt Edelweiss weiter mit. Damit die Reise trotzdem unbesorgt geplant werden kann, garantiert Edelweiss auch weiterhin flexible und kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten. pd

Ab dem 29. März fliegt Edelweiss jeweils montags nach Montego Bay auf Jamaika. Foto Edelweiss

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17. Februar 2021: Das Raumfahrtgeschäft von RUAG International wird derzeit im Rahmen eines Projekts namens Ambition 21 reorganisiert. Die Reorganisation ist eine Reaktion auf ein verändertes Marktumfeld und eine unbefriedigende Performance im Jahr 2020 und beinhaltet auch den Abbau von bis zu 100 der weltweit heute rund 1300 Stellen.
RUAG Space will mit einer neuen, flacheren Organisation die Bestehende Matrix-Organisation ab dem dritten Quartal 2021 ersetzen. Als Reaktion auf das sich verändernde Marktumfeld mit neuen Marktteilnehmern und einem Bedarf an industrialisierten Prozessen habe sich die bestehende Organisation als zu komplex und nicht agil genug erwiesen, teilte RUAG Space mit. „RUAG Space ist ein Powerhouse, das zu unzähligen erfolgreichen Missionen beigetragen hat. Wir wollen unsere Weltklasse-Expertise auf das nächste Level bringen. Deshalb werden wir unsere Arbeitsweise vereinfachen und die Weichen stellen, um Innovation, Agilität und globale Zusammenarbeit an den zwölf Standorten von RUAG Space in sechs verschiedenen Ländern zu fördern“, sagt Luis De León Chardel, Executive Vice President ad interim von RUAG Space.

Aufgrund der gesunkenen Profitabilität infolge von Verzögerungen in verschiedenen Raumfahrtprogrammen, die durch die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie noch verschärft wurden, muss RUAG Space die Entwicklung hin zu einer schlankeren Organisation beschleunigen und überlappende Ressourcen abbauen. Daher wird das Unternehmen im Rahmen der Reorganisation bis Ende 2021 bis zu 100 der heute rund 1’300 Stellen an den Standorten in Österreich, Schweden und der Schweiz abbauen. Es ist noch nicht klar, wie viele Mitarbeitende betroffen sein werden, da ein Teil der Kürzungen durch natürliche Fluktuation und Pensionierungen erfolgen wird. Wo immer möglich, werden Anschlussmöglichkeiten innerhalb und ausserhalb des RUAG Konzerns gesucht. In der Schweiz gilt für allfällige Entlassungen der Sozialplan des Unternehmens. pd www.ruag.com

16. Februar 2021: Zum ersten Mal in seiner Geschichte verzeichnete Genève Aéroport im Krisenjahr 2020 einen massiven Verlust von 129,5 Millionen Franken, wie er heute bekannt gibt. Im Vorjahr wies er noch einen Gewinn von 84,1 Millionen Franken aus. Insgesamt registrierte der Genfer Flughafen 2020 rund 70 Prozent weniger Passagiere als 2019.

Eine seit Ende des Zweiten Weltkriegs beispiellose Krise hat den Luftfahrtsektor hart getroffen. Der Flugverkehr brach infolge der Gesundheitsmassnahmen, welche die Regierungen das ganze Jahr über zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus ergriffen hatten, massiv ein. Für Genève Aéroport sank der Umsatz von 494 Millionen im Vorjahr auf nur noch 191,2 Millionen im 2020. Der Rückgang des Passagieraufkommens hat zu einer Verringerung des Umsatzes im Bereich Luftfahrt um 184,4 Millionen auf 94,3 Millionen Franken geführt. Die nicht luftfahrtspezifischen Umsätze sanken von 118,4 Millionen Franken auf 96,9 Millionen Franken, wie der Genève Aéroport weiter mitteilt.

Nach dem Einfrieren und Verschieben von mehreren Dutzend Projekten beliefen sich die Investitionen von Genève Aéroport im Jahr 2020 auf 134,6 Millionen. Sie hatten 2019 ein historisches Niveau von fast 250 Millionen erreicht. Die Fortführung der grössten Projekte, wie der Ostflügel, die Ersetzung der Gepäcksortieranlage und die Entwicklung des Wärmenetzes in Zusammenarbeit mit SIG (GeniLac), wurde beibehalten. Die proaktiven Sparmassnahmen haben dazu beigetragen, die Personalkosten um 19,5 Millionen Franken ohne Sonderfaktoren (-12,3 Prozent gegenüber 2019), die Betriebskosten um 68 Millionen Franken (-39,7  Prozent gegenüber 2019) und die Investitionen um 115 Millionen Franken (-46,1 Prozent gegenüber 2019) zu senken Am 31. Dezember 2020 beschäftigte Genève Aéroport 1041 Vollzeitäquivalente, verglichen mit 1070 Ende 2019. Der Effekt der Massnahmen zum Stellenabbau setzte sich Anfang 2021 fort, mit 1018 Vollzeitstellen Ende Januar 2021.

Die Corona-Krise und die Reisebeschränkungen haben die Besucherzahlen für 2020 stark beeinflusst, auch wenn die ersten beiden Monate des Jahres sehr positiv waren. Im gesamten Jahr 2020 verzeichnete Genève Aéroport 5’600’906 Passagiere, 68,8 Prozent weniger als 2019 (17’926’625 Passagiere). Gleichzeitig sank die Gesamtzahl der Starts und Landungen in den letzten zwölf Monaten um 53,6 Prozent auf 86’354 gegenüber 186’043 Flugbewegungen des Vorjahres. Betrachtet man nur die Geschäftsluftfahrt, so beträgt der Rückgang der Flugbewegungen im Jahr 2020 19,9 Prozent. Was die Frachtaktivität betrifft, so verringert sich diese im Jahr 2020 um 37,7 Prozent auf ein Volumen von 52’833 Tonnen (84’927 Tonnen im Jahr 2019).

2020 wurden in Genf 147 Reiseziele (119 europäische und 28 interkontinentale) angeflogen, die von 54 Fluggesellschaften angeboten wurden. Die fünf beliebtesten Städte waren London und Paris, gefolgt von Porto, Lissabon und Amsterdam. Gemessen am Marktanteil (Anzahl der Passagiere) werden die ersten fünf Plätze von EasyJet (45,7 Prozent), Swiss (13,8 Prozent), British Airways (5,5 Prozent), Air France (4,2 Prozent) und KLM (2,9 Prozent) belegt.  pd

 

 

15. Februar 2021: Die neuste Schweizer Dassault Falcon 8X, die am 7. Dezember 2020 als HB-JIM ins Luftfahrtregister eingetragen wurde, hat am 15. Februar den Airport Lugano besucht. Nach dem Start in Zürich folgte zurerst ein Crew-Training in Friedrichshafen, bevor ins Tessin weitergeflogen wurde. In Lugano absolvierte die Falcon 8X einen IGS-Approach auf RWY01, dann zwei Approaches mit Go-around auf die Piste 19 und schliesslich einen Approach mit Full Stop auf RWY19. Die HB-JIM wird von Jet Aviation Business Jets operiert.    Fotoreport Chris Destefani

Die Dassault Falcon 8X HB-JIM beim Crew-Training in Lugano-Agno. Foto Chris Destefani

 

14. Februar 2021: Einen seltenen Besuch durften Aviatik-Interessierte und «Planespotters» am Samstag, 13. Februar, am Flughafen Zürich Kloten erleben. Die am Vorabend um 18.44 Uhr nach einem fast zweistündigen Flug aus Bratislava gelandete Antonov An-12BK UR-11316 der ukrainischen Motor Sich Airlines startete kurz nach 9 Uhr mit Fracht nach Jeddah. Bei dieser An-12BK handelt es sich um eine von zwei aktiven An-12 bei Motor Sich, sie wurde bereits 1969 gebaut. Von Jeddah flog sie gleich weiter nach Kairo und Tel Aviv, also ein sehr aktiver und unverwüstlicher «Oldie».  Fotoreport Eric Müntener

Am Freitagabend kurz vor 19 Uhr kam die An-12BK in Zürich an. Foto Rafael Blum

Die An-12BK UR-11316 auf den Whiskey-Standplätzen in Zürich, bereit zum Anlassen der Triebwerke. Foto Eric Müntener

13. Februar 2021: Auf dem Flugplatz Meiringen herrschte vergangenen Woche Winterflugbetrieb. SkyNews.ch-Mitarbeiter Franz Knuchel besuchte den Militärflugplatz am Donnerstag, 11. Februar, und schoss die Bilder für diese Galerie. Neben zwei F/A-18 flogen auch zwei Tiger mit Schleppwinde das für Luft-Luft- Schiesstraining über dem Dammstock, dazu kamen zwei PC-21 für Anflüge vorbei. Da ein ziemlich starker Wind den Schnee verwehte, standen auch die Räumungsmaschinen im Einsatz, um die Piste und Rollwege zu reinigen und für den sicheren Flugbetrieb offen zu halten.      Fotoreport Franz Knuchel

12. Februar 2021: Ende 2021 wird Bombardier die Produktion des Learjets einstellen, wie der kanadische Flugzeughersteller am 11. Februar im Rahmen der Publikation seiner Finanzzahlen für 2020 bekanntgab. Damit endet eine Ära, welche Anfang der 1960er-Jahre in Altenrhein mit dem FFA P-16 begonnen hatte. Denn er erste Learjet wurde von Bill Lear aus dem P-16 entwickelt und ist die „Mutter aller Privatjets“. SkyNews.ch-Mitarbeiter Robert Appel hat seine persönlichen Erinnerungen an seine Zeit mit dem Learjet niedergeschrieben und Paul Bannwarth präsentiert in der Foto-Galerie verschiedenste Learjets:

Ich arbeitete zwischen 1974 und 1976 in der Einsatzplanung von Contactair in Stuttgart. Aus der Kurfiss Aviation hervorgegangen, operierten wir einen Lear 23, einen Lear 24, einen Lear 25 und später einen Lear 35. Später arbeitete ich bei der Private Jet Services Basel, dem Charter-Subsidiary von Jet Aviation, für eine kurze Zeit ebenfalls in der Einsatzplanung. Auch dort waren zwei Learjet 24 im Dienst.

Dieser Typ war zweifellos ein grosser Wurf, erfreulicherweise mit Schweizer Wurzeln, wenngleich die Erfolglosigkeit des P-16 sehr zu bedauern ist. Aber es war gerade deshalb der Grund, dass der Learjet verschiedene Eigenheiten eines Fighters besass. Hier ein paar Beispiele: Das Treibstoffsystem besass keine Fuel Heaters, um Eisbildung vor den Pumpen zu verhindern. Im Militär wird (wurde?) deshalb JP4-Treibstoff verwendet, welchem, im Gegensatz zum in der Zivilluftfahrt verwendeten JP1-Fuel, ein Anti-Gefriermittel beigefügt war. Deshalb musste während des Tankens mittels einer Sprühdose simultan ein entsprechendes Additiv zugegeben werden, das so genannte „Prist“. Ein Crew-Mitglied musste also während des ganzen Vorgangs dort stehen und aufs Knöpfchen drücken… Getankt wurde mit einem Browser direkt in die Wingtip-Tanks, und zwar einzeln – einen Central Fuelling Point oder gar Druckbetankung gab es noch nicht. Weil aber das einseitige Tanken schnell für Ungleichgewicht sorgte, musste der Tankvorgang kurz vor dem seitlichen Kippen unterbrochen und am gegenüberliegenden Tank fortgesetzt werden! Fuel Crossfeed war natürlich vorhanden, aber einerseits arbeitete dieses nicht schnell genug fürs Tanken, und andererseits hätte der Strombedarf die Batterien überfordert.

Apropos Batterien: Diese waren eine speziellen Compartment untergebracht, dem so genannten „Hell Hole“. Da sagt der Name wohl genug, denn für den Engine-Start wurde eine Stromleistung abgerufen, welche die Batterien schnell zum Überhitzen brachte. Mit Folgen: Jet Aviation musste deswegen mitten in Afrika einen Lear 24 reparieren! Das Electronic Compartment befand sich in der Nose Section, natürlich ungeheizt und nicht druckbelüftet.

Die Performance des Learjets wurde allgemein als hervorragend bezeichnet. Offensichtlich dachten die meisten nur an die Startperformance, und diese war wirklich herausragend! Anders aber bei der Landung: die Maschine besass weder Reverser noch Bremsschirm, sondern schnell überhitzende Radbremsen. Airport Restrictions gab es deshalb hauptsächlich wegen der benötigten Landedistanz, denn die Landegeschwindigkeit war ebenfalls Fighter-like.

Die Kabine bot ausser gediegenen Ledersesseln keinen nennenswerten Komfort. Der Durchmesser lies nur eine sehr gebückte Haltung zu. Und das Gepäck musste vor dem Boarding der Passagiere durch die Kabine in den Gepäckraum befördert werden – auf den Knien im engen Durchgang zwischen den Sitzen. Ein von aussen zugängliches Baggage Hold spendete Lear erst einer späteren Version. Trotzdem war das Flugzeug bei den Kunden sehr beliebt. Vermutlich vom Flugerlebnis her, denn allein die Beschleunigung bei Brake Release mit Full Power – von den Piloten immer regelrecht zelebriert – gehörte zum Feinsten.

Ich erinnere mich an einen Checkflug mit dem Lear 23 – dem rassigsten aller Learjets – dem ich beiwohnen durfte. Im Cockpit sassen zwei ehemalige Angehörige der deutschen Luftwaffe (sie flogen damals F-86 und F-104). Irgendwann während dieses Fluges beantragten und erhielten sie eine ATC-Freigabe für Airwork. So konnten sie sich wieder mal als Fighter Pilots austoben, und mir brachte das die Erinnerung an einen der aufregendsten Flüge, den ich je erlebt hatte.

Alles in allem sicher ein tolles Flugzeug – damals. Ein Kollege und ich sprachen allerdings despektierlich von einem «Micky-Mouse»-Flugzeug. Und wenn ich die neueren Versionen rein optisch betrachte, so fallen mir die verschiedenen dazugekommenen zusätzlichen Stabilisierungsflächen auf. Diese Maschine, die konzeptionell doch schon Ende der 1950er-Jahre entstand, ist offensichtlich am Ende ihrer Modifikationskapazität angelangt!   Robert Appel