03. Februar 2021. Der Bundesrat hat die Revision der Verordnung über die Gebühren des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL) heute verabschiedet. Wie das BAZL mitteilt, wird sie am 1. März 2021 in Kraft treten. Mit dieser Revision würden verschiedene Bestimmungen aktualisiert, die Gebühren für die Dienstleistungen des BAZL angepasst und die Berechnungsmethode einiger dieser Dienstleistungen vereinfacht, teilt die Aufsichtsbehörde weiter mit

Seit der letzten grösseren Revision der Verordnung über die Gebühren des BAZL im 2015 wurden mehrere europäische Vorschriften abgeändert oder überarbeitet. Deshalb habe sich eine Anpassung der schweizerischen Bestimmungen als notwendig erwiesen, so das BAZL. Die Revision bot auch Gelegenheit, die Höhe der Gebühren zu überprüfen und den vom BAZL tatsächlich erbrachten Dienstleistungen besser Rechnung zu tragen. So wurde beispielsweise die Gebühr für die Eintragung eines Flugzeugs mit einem Abfluggewicht über 5700 kg oder eines mehrmotorigen Hubschraubers im Luftfahrzeugregister von 600 auf 800 Franken erhöht. In anderen Fällen wurden die Gebühren gesenkt: Demnach werden für eine amtliche Bescheinigung der Löschung im Luftfahrzeugregister oder der Nichteintragung neu 60 anstatt 110 Franken erhoben. pd

Die neue Gebührenverordnung als PDF: BAZL-Gebühren

02. Februar 2021: Helvetic Airways hat am vergangenen Samstagabend ihre siebte Embraer E190-E2, die HB-AZG, erhalten. Im Februar soll noch die achte E2 abgeliefert werden, dann ist die E190-E2-Flotte der Schweizer Airline komplett. Die vier grösseren E195-E2 folgen dann im Sommer. Zudem hat die Schweizer Regionalfluggesellschaft im Januar ihre eigene Version der viralen #JerusalemaDanceChallenge produziert. Mit den berühmten Tanzschritten aus den unzähligen Videos auf YouTube und TikTok wollen die Crews von Helvetic Airways inmitten der weltweiten Coronavirus-Pandemie eine Botschaft des Optimismus und der Leichtigkeit vermitteln.

Am 30. Januar konnte der Ferryflug nicht direkt von Natal nach Zürich erfolgen, weil das Wetter nicht mitspielte. Die HB-AZG flog so auf der «klassischen» Route von São José dos Campos via Natal und Las Palmas (Fuelstop) nach Zürich. Wie Helvetic Airways auf Anfrage weiter mitteilte, wird im Februar die achte E2, die HB-AZH, ausgeliefert. Im Juni und im Juli sollen dann je zwei grössere Embraer E195-E2 folgen. Dann wird Helvetic eine der modernsten und umweltfreundlichsten Flotten Europas haben.

Mit dem Neuzugang in der Flotte verabschiedet sich Helvetic sukzessive von den Embraer E190-E1. Die vier von Nordic Aviation Capital (NAC) geleasten Flugzeuge werden im Moment progressiv an den Lessor zurückgegeben. Die HB-JVV ist schon weg, die -JVS ist in den finalen Zügen des Phase-Out-Checks, die Abgabe ist bis Ende Februar geplant. Das Phase-out der HB-JVT werde in diesen Tagen gestartet und wird bis Ende März abgeschlossen, teilte Helvetic weiter mit. Die HB-JVU soll dann bis Ende April folgen. Die drei E190-E1 HB-JVN, -JVO und JVP sind im Moment in Lleida/Spanien geparkt (Long-term Parking). Als einzige E1 ist derzeit noch die HB-JVM aktiv.  Hansjörg Bürgi

Link zum #JerusalemaDanceChallenge-Film von Helvetic:

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Am Abend des 30. Januars ist die HB-AZG im Helvetic-Hangar in Zürich eingetroffen. Foto Helvetic

02. Februar 2021: Zwei Unternehmungen der Schweizer Luftfahrt-Branche, die Emca Electronic AG und die KUERZI Aviation, haben gestern ihren Zusammenschluss bekannt gegeben. Sie wollen in Zukunft als KUERZI auftreten und zeigen sich überzeugt, zusammen die kritische Grösse zu haben, um in neue Technologien investieren zu können. Die Standorte Lommis und Kastanienbaum bleiben erhalten.

Mit dem Zusammenschluss sieht sich KUERZI gut positioniert um Experte für Luftfahrtzertifizierung zu bleiben, intelligente, kundenspezifische Lösungen anbieten zu können und als Systemintegrator zu fungieren. Ralf Kürzi, ein angesehener Experte für Luftfahrtzertifizierung, wird die Position des Head of Office of Airworthiness übernehmen, während Beat Otzenberger, der mehrfach erfolgreich Teams inder Luftfahrtbranche aufgebaut und geführt hat, der zukünftige CEO sein wird.

Vom Design über die Luftfahrtzulassung bis hin zu Produktion und Wartung deckt KUERZI die gesamte Wertschöpfungskette der Avionik ab. Alle Fachgebiete tragen dazu bei, die Produkte in Bezug auf Design, Qualität und Zuverlässigkeit zu verbessern und gleichzeitig die Entwicklungszeit auf ein Minimum zu beschränken. Das Unternehmen wird weiterhin an seinen Standorten in Lommis und Kastanienbaum produzieren. Lommis wird als Kompetenzzentrum für die Produkt- und Systemintegration dienen, während Kastanienbaum mit seiner vollständig integrierten Produktionslinie für die elektronische Montage das Kompetenzzentrum für Komponenten sein wird.

Die Unternehmung KUERZI wird einer der grössten First-Tier-Anbieter in der Schweiz sein und ist mit seiner breiten Kundenbasis und einer Vielzahl von Lösungen und Produkten gut positioniert, um von der steigenden Nachfrage in der allgemeinen Luftfahrt und darüber hinaus zu profitieren. Ralf Kuerzi, CEO der KUERZI Aviation AG: «Mit der neuen Organisation kann ich mich auf Zertifizierungsherausforderungen und technische Aspekte konzentrieren, was meine Leidenschaft ist, und ich bin zuversichtlich, dass die Führung des Unternehmens in guten Händen ist. Ich freue  mich darauf, das Emca-Team bei KUERZI begrüssen zu dürfen.»

Beat Otzenberger, CEO der Emca Electronic AG: «Vom ersten Treffen an wussten wir, dass sich die beiden Unternehmen sehr gut ergänzen. Die EASA Zertifizierungszulassung für Design, Produktion und Wartung ist für uns bahnbrechend. Das neue Team ermöglicht es uns, komplexere Produkte und Systeme für unsere Kunden zu entwickeln und zu zertifizieren, was für beide Unternehmen ein  aufregender Schritt ist». pd www.kuerzi.com

31. Januar 2021: Der chinesische Luftfahrt- und Tourismuskonzern HNA Group ist insolvent. Davon betroffen ist auch SR Technics, die noch zu 80 Prozent zu HNA gehört. Vom Cateringunternehmen Gate Group und der Abfertigungsgesellschaft Swissport hat sich die HNA Group noch vor ihrem Konkurs verabschiedet.

Gemäss einer Mitteilung auf der Website der HNA Group eröffnete der Oberste Gerichtshof auf der im Südchinesischen Meer gelegenen Ferieninsel Hainan, wo die Gruppe ihren Sitz hat, am vergangenen Freitag das Insolvenzverfahren über das Unternehmens. Der Betrieb der Fluggesellschaft Hainan Airlines soll gesichert sein. In China kursieren gemäss Medienberichten Gerüchte, dass die staatliche Fluggesellschaft Air China beim Konkurrenten Hainan Airlines einsteige, heisst es. Die HNA Group kämpfte seit geraumer Zeit – nicht erst während der Corona-Pandemie – mit finanziellen Schwierigkeiten.

In der Schweiz erregte die HNA Group Aufsehen, als sie die ehemalige Swissair-Cateringfirma Gate Group zu 100 Prozent kaufte, Swissport übernahm und auch SR Technics aufkaufte. Gate Group hat sie jedoch bereits 2019 an den asiatischen Private-Equity-Investor RRJ sowie an Temasek verkauft. Bei Swissport ging im Dezember 2020 die Kontrolle vom Alleinaktionär HNA vollständig an mehrere Private-Equity-Investoren über, die Hauptgläubiger waren. An SR Technics hält aber die chinesische HNA nach wie vor 80 Prozent, die anderen 20 hält die Mubadala Group aus Abu Dhabi.

Auf der Website der HNA Group findet man folgende Mitteilung in Englisch, hier auf Deutsch übersetzt: „Am 29. Januar 2021 erhielt die HNA Group eine formelle Mitteilung vom Hainan High People’s Court. Der Hauptinhalt der Mitteilung ist: Ein Gläubiger hat einen Antrag auf Einleitung eines Umstrukturierungsverfahrens gegen unser Unternehmen gestellt, da wir die fälligen Schulden gegenüber dem Gläubiger nicht zurückzahlen können. Die HNA Group wird den Anweisungen des Gerichts zur gerichtlichen Überprüfung in Übereinstimmung mit dem Gesetz nachkommen, die Disposition von Schulden aktiv fördern, das Gericht dabei unterstützen, die gesetzlichen Rechte und Interessen der Gläubiger in Übereinstimmung mit dem Gesetz zu schützen, und sicherstellen, dass unser normales Geschäft erfolgreich betrieben wird.“ Die Website von SR Technics (www.srtechnics.com) konnte bei der Erstellung dieses Textes trotz mehrmaligem Versuchen nicht aufgerufen werden. Die Auswirkungen des Konkurs ihres Mutterkonzerns auf die SRT-Unterhaltsbetriebe sind noch nicht  bekannt.  hjb

Hainan Airlines bediente 2013 kurze Zeit auch Zürich. Hier startet am 7. Juli 2013 der Airbus A330-300 B-6089 nach Peking. Foto Hansjörg Bürgi

30. Januar 2021: Eric Trappier, Vorsitzender und CEO von Dassault Aviation, hat am 29. Januar einen Vertrag über den Verkauf von zwölf Rafale-Kampfjets an die französischen Luftstreitkräfte mit Florence Parly, der französischen Militärministerin, unterzeichnet. Diese Flugzeuge werden die zwölf Rafales der französischen Luftwaffe ersetzen, welche an die griechische Luftwaffe verkauft wurden (siehe News-Meldung vom 26. Januar 2021).

Der Vertrag wurde während eines Besuchs der französischen Militärministerin Florence Parly im Argonay-Werk in Haute-Savoie unterzeichnet, in dem seit 1963 die Flugsteuerungssysteme für alle Dassault-Flugzeuge hergestellt werden. Dassault Aviation und seine Industriepartner möchten dem französischen Militärministerium, der französischen Verteidigungsbeschaffungsagentur DGA und den Streitkräften für ihr erneutes Vertrauen danken, wie der französische Flugzeughersteller weiter mitteilte.

„Mit diesem Vertrag über zwölf neue Flugzeuge können unsere Luftstreitkräfte den Aufbau der Rafale-Kapazitäten fortsetzen und auf die fünfte Tranche warten, die zwischen 2027 und 2030 ausgeliefert werden soll. Der Vertrag ist stellt für Dassault Aviation, Thales, Safran und die 500 an dem Programm beteiligten französischen Unternehmen unter den besonders schwierigen Bedingungen, denen sich unser Luftfahrtsektor im Kontext der Covid-Krise gegenübersieht, eine grosse Anerkennung dar „, sagte Eric Trappier.  pd

Die französische Verteidigungsministerin Florence Parly beim Unterzeichnen des Vertrags, links Eric Trappier. Foto Dassault

29. Januar 2021: Am vergangenen Sonntag war zum ersten Mal eine Maschine des Typs Cessna Citation 700 Longitude in Lugano-Agno zu Besuch. Es handelt sich um eine Maschine von Textron. Die N233CL ist am 24. Januar aus Valencia am frühen Nachmittag in Agno gelandet und hat dann einen lokalen 45-minütigen Demo-Flug für potentielle Kunden durchgeführt. Anschliessend ist der Jet via Shannon in Richtung USA weggeflogen.   Fotoreport Chris Destefani

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Am 25. Januar 2021 besuchte erstmals eine Citation 700 Longitude den Airport Lugano-Agno. Foto Chris Destefani

Am 25. Januar 2021 besuchte erstmals eine Citation 700 Longitude den Airport Lugano-Agno. Foto Chris Destefani

28. Januar 2021: Der heute erschienene SUST-Schlussbericht zum Absturz der Junkers Ju-52, der am 4. August 2018 insgesamt 20 Menschenleben forderte, geht mit den Piloten, der Ju-Air, aber auch dem BAZL hart ins Gericht: Die Piloten seien hochriskant geflogen, die Ju-52 HB-HOT sei zum Unfallzeitpunkt nicht flugtüchtig gewesen und das BAZL sei nicht in der Lage gewesen die Ju-Air in ihrer 36-jährigen Betriebsdauer ausreichend zu beaufsichtigen.

Der Flug der Junkers Ju-52 HB-HOT verlief am 4. August 2018 nach dem Start in Locarno zunächst ereignislos über die Riviera und das Bleniotal in Richtung der Greinaebene. Einige Minuten später überquerte das Flugzeug in der Region Ilanz. In dieser Phase befand sich die HB-HOT in einem Steigflug und erreichte über dem Gebiet Nagens mit 2833 Meter über Meer ihre grösste Flughöhe auf ihrem letzten Flug, hält die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST im Schlussbericht fest.

Es falle auf, dass die Besatzung das Flugzeug kurz nach dem Vorbeiflug am Berghaus Nagens mit einer Geschwindigkeit führte, die über längere Zeit nur noch rund 140 km/h über Grund betrug, so die SUST. Damit lag die Fluggeschwindigkeit beim Anflug auf den Talkessel südwestlich des Piz Segnas ungefähr 44 Prozent über der Abrissgeschwindigkeit. Da während des bisherigen Fluges bereits Turbulenzen aufgetreten waren und für die Passüberquerung eine Kurve, verbunden mit einer höheren Abrissgeschwindigkeit, notwendig wurde, war diese Sicherheitsmarge gemäss SUST zu gering. Dazu komme, dass das Flugzeug bereits in dieser Phase eine tendenziell geringe Überhöhung von weniger als 200 Meter gegenüber dem zu überquerenden Segnespass aufwies, was verbunden mit dieser tiefen Geschwindigkeit eine riskante Ausgangslage für den weiteren Flugverlauf darstellte.

Diese Situation verbesserte sich nicht, obwohl die Geschwindigkeit kurzfristig um rund 50 km/h bis gegen 230 km/h wahrer Fluggeschwindigkeit anstieg, weil dieser Geschwindigkeitszuwachs nicht von einer Leistungserhöhung herrührte, so die SUST weiter. Er resultierte vielmehr aus einem leichten Sinkflug um rund 80 Meter, der die Überhöhung des Flugzeugs gegenüber dem Segnespass auf rund 115 Meter verringerte. Aufgrund der topografischen Enge dieses Übergangs müssten für eine sichere Überquerung der entsprechenden Krete deutlich grössere Geländehöhen als die Passhöhe in die Wahl des Flugweges einbezogen werden, wird im SUST-Bericht festgehalten.

Durch eine Leistungserhöhung auf allen drei Motoren um je ungefähr 40 Umdrehungen pro Minute stieg die Maschine daraufhin um etwa 25 Meter auf 2767 Meter über Meer und wies damit wieder rund 140 Meter Überhöhung gegenüber dem Segnespass auf. Gleichzeitig verringerte sich aber die wahre Fluggeschwindigkeit der HB-HOT gegen 200 km/h und der herrschende Gegenwind nahm laufend ab.

Die Analyse der Leistungssetzung und der Drehzahlen der drei Motoren zeige, dass diese regelbar waren und das Flugzeug auf Leistungsänderungen reagierte. Dabei wurden weder die höchstzulässige Drehzahl noch die angesichts der nachgewiesenen technischen Einschränkungen zu erwartenden höchstmöglichen Drehzahlen der Motoren erreicht. Daraus schliesst die SUST, dass trotz der relativ grossen Dichtehöhe und dem mangelhaften Zustand der Motoren noch eine Leistungsreserve vorhanden war. Die Analyse der Querruderausschläge und der Reaktion des Flugzeuges auf diese Steuereingaben belege, dass das Flugzeug auch in dieser Phase des Fluges steuerbar war und entsprechend reagierte.

Kurz darauf flog die HB-HOT in den Talkessel südwestlich des Piz Segnas ein und wurde annähernd in der Talmitte auf einem nordnordöstlichen Kurs gesteuert. Mit dieser Flugwegwahl wollte die Besatzung möglicherweise den Passagieren eine gute Sicht auf das Martinsloch, eine bekannte geologische Sehenswürdigkeit, gewähren, so die SUST weiter. Aufgrund der geringen Flughöhe und der Enge des Talkessels sei nun keine sichere Umkehrkurve oder eine andere Flugwegwahl als über die Krete des Segnespasses mehr möglich gewesen. Indem die Flugbesatzung auf sicherheitsrelevante Voraussetzungen im Gebirgsflug verzichtete, habe sie in Verbindung mit der geringen Flughöhe gegenüber dem zu überquerenden Pass eine hochriskante Situation geschaffen, so die SUST.

Wie Videoaufnahmen belegen, leitete die Flugbesatzung während des Absinkens und als sich das Flugzeug ungefähr querab des Martinslochs befand, eine Rechtskurve ein und führte anschliessend einen Kurvenwechsel nach links durch. In dieser Phase wurde die Leistung der Motoren geringfügig reduziert, wobei die Charakteristik der Regelungsweise nahelegt, dass die Flugbesatzung daran war, die drei Motoren zu synchronisieren. Gleichzeitig erhöhte sich der Längslagewinkel des Flugzeuges weiter und die Flugbahn wurde zunehmend steiler gegen unten. Es sei denkbar, dass aufgrund der Beschäftigung mit den Motoren und der Perspektive, die ein einfaches Erkennen des Absinkens erschwerte, der Längslagewinkel durch die Piloten unbewusst vergrössert wurde, um dies zu kompensieren, so die SUST. Zudem begünstigte die Lage des Schwerpunktes ausserhalb der hinteren Begrenzung diesen Vorgang und machte das Flugzeug instabiler um die Querachse, was einen direkt zum Unfall beitragenden Faktor darstellt.

Anschliessend nahm das Flugzeug eine Sinkgeschwindigkeit von rund 6 Meter pro Sekunde an, die in der Folge weiter zunahm, was aufgrund der Analyse von Fluglage, Geschwindigkeit und der Strömungsverhältnisse im Talkessel südwestlich des Piz Segnas nicht mehr einem Abwind zugerechnet werden könne. Aufgrund des hohen Längslagewinkels und der deutlich nach unten weisenden Flugbahn sei es auch ausgeschlossen, dass dieser Sinkflug von der Flugbesatzung durch das Höhensteuer bewirkt wurde, steht im Schlussbericht. Vielmehr schliesst die SUST daraus, dass sich das Flugzeug in einem Flugzustand befand, in dem die Luftströmung am Tragflügel zumindest teilweise abgerissen war.

Dieses Abreissen der Strömung, ein sogenannter Stall, kann aerodynamisch wie folgt erklärt werden: Die HB-HOT war zunächst durch ein Abwindfeld in einen Sinkflug gebracht worden. Der Sinkflug im Abwind, der durch einen zunehmenden Längslagewinkel teilweise kompensiert wurde, führte zu einem Flugzustand nahe am maximalen Anstellwinkel. In dieser Fluglage genügte die zusätzliche Erhöhung des Anstellwinkels beim Einfliegen in einen mehr oder weniger starken Aufwind, um die Strömung zumindest teilweise abreissen zu lassen. In einem anhaltenden oder langsam abnehmenden Abwind wäre diese Entwicklung nicht zu erwarten gewesen.

Die Videoaufnahmen zeigen weiter, dass sich während dieses Flugzustandes, der einem Sackflug glich, die Querlage nach links stetig vergrösserte. Als diese rund 30 Grad erreicht hatte, erfolgte ein zunächst geringer und dann ein deutlicher Korrekturausschlag des linken Querruders nach unten, was ein Rollmoment nach rechts, also entgegen der Rollbewegung bezweckte. Daraus schliesst die SUST, dass die Flugbesatzung damit die Linkskurve bei einer konstanten Querlage stabilisieren wollte und wahrscheinlich den eingetretenen Strömungsabriss noch nicht wirklich wahrgenommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Flugzeug auf rund 2725 Meter über Meer und wies damit noch eine Überhöhung von rund 100 Meter gegenüber dem Segnespass auf.

Die Rollbewegung nach links verlangsamte sich aber nicht und die Querlage nahm weiter zu. Nun wurden die Querruder in Neutralstellung gebracht, also leicht in eine Lage für eine Linkskurve ausgeschlagen. Gleichzeitig begann sich die Nase des Flugzeuges nach unten zu senken. Die Piloten hatten gemäss SUST richtig reagiert und versuchten offenbar, das Flugzeug durch ein Nachführen der Steuer in Richtung der Abkippbewegung wieder steuerbar zu machen. Dieser Abfangvorgang sei allerdings aufgrund des geringen Abstands zum Gelände nicht mehr erfolgreich durchzuführen gewesen, wie eine entsprechende Simulation gezeigt habe, hält die SUST weiter fest. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Flugzeug rund 108 Meter über Grund. Etwas mehr als zwei Sekunden später prallte es nach einer Rollbewegung um weitere 186 Grad nach links in einer senkrechten Fluglage und mit annähernd senkrechter Flugbahn bei einer Geschwindigkeit von rund 200 km/h auf den Boden. Alle 17 Passagiere und die Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

Die SUST stellt in ihrem Bericht unter anderem folgende tieferliegende Faktoren fest, welche die Entstehung des Unfalls begünstigten:

  • Der Schwerpunkt des Flugzeuges befand sich während des Unfallfluges zu weit hinten. Diese gefährliche Situation war durch eine mangelhafte Flugvorbereitung und durch Fehler in einer Software von Ju-Air zustande gekommen.
  • Die Piloten des Unfallfluges und auch eine Anzahl anderer Piloten von Ju-Air hatten sich bei Ju-Air daran gewöhnt, Regeln für einen sicheren Flugbetrieb nicht einzuhalten und auch bei Flügen mit Passagieren hohe Risiken einzugehen.
  • Ju-Air als Flugbetriebsunternehmen erkannte die wesentlichen Risiken in seinem Flugbetrieb nicht. Auch verhinderte es die zahlreichen Regelbrüche seiner Piloten nicht.
  • Verschiedene Voraussetzungen, die für gewerblichen Luftverkehrsbetrieb mit Passagieren ein hohes Mass an Sicherheit gewährleisten sollen, waren seit längerer Zeit nicht erfüllt.
  • Die Aufsichtstätigkeit des BAZL vermochte zahlreiche Sicherheitsprobleme bei Ju-Air nicht zu erkennen bzw. zeigte nicht genügend Wirkung.

Zusammenfassung Hansjörg Bürgi

 

Der SUST-Schlussbericht als PDF: SB_HB-HOT_D

In der Märzausgabe von SkyNews.ch, welche am 1. März erscheint wird ausführlich auf den Schlussbericht der SUST eingegangen.

 

27. Januar 2021: Dass vor dem Hintergrund reihenweise abgestellter Flugzeuge und leerer Flughafenterminals auch der CO2-Ausstoss des Luftverkehrs im letzten Jahr drastisch zurückgegangen ist, überrascht nicht. Eurocontrol hat konkrete Zahlen zum Rückgang des vom Luftverkehr verursachten CO2-Austoss erhoben: Im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Rückgang für das letzte Jahr in Europa 57 Prozent.

Eurocontrol hat für seine Berechnungen alle Flüge, die in Europa gestartet sind, unter Berücksichtigung von Flugzeugtyp und Flugroute analysiert. Entsprechend ist bei Überseeflügen die Treibstoffmenge für den gesamten Flug dem „europäischen CO2-Budget“ zugerechnet worden. Wie erwartet hat sich gezeigt, dass 2020 massiv weniger Flugzeuge unterwegs waren und der CO2-Ausstoss des europäischen Luftverkehrs um 56,9 Prozent zurückgegangen ist – immer im Vergleich zu 2019. Nahe beim Durchschnitt mit einem Minus von 61 Prozent liegt die Schweiz, während in Deutschland das Minus „nur“ 53 Prozent betragen hat, in Österreich waren es dagegen 65 Prozent weniger. Insgesamt dürfte der CO2-Austoss des Luftverkehrs, der vor Corona 2,5 bis 3 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen ausgemacht hat, stärker zurückgegangen sein als der Ausstoss bei den übrigen Emittenten.

Ein Blick auf die Europakarte zeigt, dass der Rückgang in den Balkanländern, in Osteuropa, aber auch in Spanien, Griechenland, Schweden, Finnland und Irland am markantesten war. Auffällig moderat war dagegen der Rückgang in den Benelux-Staaten. Luxembourg verzeichnete einen Rückgang von nur 12,8 Prozent bei den Luftfahrt-CO2-Emissionen, Belgien ein Minus von 30,1 Prozent und die Niederlande minus 41,2 Prozent. Grund dafür dürften in erster Linie die wichtigen Luftfracht-Drehkreuze in diesen Ländern sein, wie auch in der Eurocontrol-Analyse bemerkt wird. Cargo-Flugzeuge sind im Durchschnitt grösser und fliegen weiter als der normale „Durchschnittsverkehr“ in diesen Ländern. Zudem waren die Frachtflugzeuge für den Transport wichtiger Güter auch dann noch unterwegs, als der Passagierverkehr weitgehend zum Erliegen kam. eb www.eurocontrol.int

Grafik von Eurocontrol zum Rückgang des CO2-Ausstoss des Luftverkehrs 2020 in Europa: eurocontrol-data-snapshot

 

27. Januar 2021: Am Donnerstag, 28. Januar um 8 Uhr soll der Schlussbericht zum Absturz der Junkers Ju-52 HB-HOT am 4. August 2018 auf der Website der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle SUST veröffentlicht werden. Aufgrund der aktuellen Lage bezüglich des Coronavirus verzichtet die SUST auf eine Medienkonferenz, wie sie heute weiter mitteilt. SkyNews.ch wird auf dieser Website und in der Märzausgabe auf den Schlussbericht zum schwerwiegensten Flugunfall in der Schweiz seit 2001 eingehen. Beim Absturz der Ju-52 beim Segnespass bei Flims kamen 20 Personen ums Leben. hjb

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