Dübendorf soll Aviatik-Innovationszentrum werden

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31. August 2021: Viel Raum für Forschung und Entwicklung im Luft- und Raumfahrtsektor, ein klares Bekenntnis zur Dreifachnutzung Innovationspark, zivil- und militärischer Flugbetrieb und kaum Platz für Businessflüge – dies die Eckpunkte einer Absichtserklärung, welche verschiedene Stakeholder zur Zukunft des Flugplatzes Dübendorf unterzeichnet haben. Teil der Übereinkunft ist das Bekenntnis, die Dübendorfer Piste mit rund 20’000 jährlichen Flugbewegungen weiter nutzen zu wollen.

Eine Task-Force hat im Auftrag des Zürcher Regierungsrats seit September 2020 einen Bericht für die Transformation des Flugplatzareals in Dübendorf erarbeitet. Mit der Unterzeichnung des Berichts verpflichten sich die Partner, sich für die Transformation einzusetzen und im Sinn und Geist der Leitsätze zu handeln. Unterzeichnet haben die gemeinsame Absichtserklärung eine ganze Reihe von Stakeholdern, zu denen die Volkswirtschafts-, Bau- und Bildungsdirektionen des Kantons Zürich zählen, aber auch die beteiligten Departemente auf Bundesebene, die Standortgemeinden sowie die ETH, die Universität Zürich und Skyguide.

Positiv zu werten ist schon einmal, dass die Akteure ihre Zukunftsabsichten als „Flight Plan“ bezeichnen. Sie bekennen sich zu einem „Flugplan“ und wollen, dass die Dübendorfer Piste weiterhin für Starts und Landungen genutzt wird. Konkret heisst es im Synthesebericht: „Der Flugplatz Dübendorf soll auch zukünftig sowohl für die zivile wie auch für die militärische Aviatik in begrenztem Rahmen Raum bieten“. Der Zugang zu einem Flugfeld wird als „einzigartige Chance“ wahrgenommen. Ein Innovationspark auf dem Flugplatzareal soll diese Chance nutzen und Raum für alle Innovationsthemen der Luft- und Raumfahrttechnologie der Zukunft bieten – dies bei gleichzeitiger Mitbenutzung durch das Militär. Der Synthesebericht der Task Force bekennt sich also klar zur Dreifachnutzung Innovationspark, Flugplatz und militärische Nutzung. Der Innovationspark soll zwar die künftige Hauptnutzung darstellen, doch die Aviatik ist als Bindeglied der verschiedenen Nutzungen vorgesehen und der Betrieb des Flugplatzes über die nächsten 30 Jahre soll gesichert und mit den Standortgemeinden abgestimmt werden.

Der „Flight Plan“ sieht vor, dass die Luftwaffe Dübendorf nach wie vor als Basis für Helikopter und Flächenflugzeuge nutzen wird. Ab 2025 sieht die Luftwaffe nach aktueller Planung die Stationierung von elf Helikoptern und vier Flächenflugzeugen in Dübendorf vor. Auch die bestehende zivilaviatischen Nutzung durch die Polizei, die Rega und für die historische Luftfahrt (Air Force Center) hat im vorgestellten Nutzungskonzept ihren Platz. Neu sollen wertschöpfungsintensive Betriebe mit öffentlichem Nutzen hinzukommen, genannt werden etwa Flugzeugbau und Unterhalt, Flugzeugmanagement und Parking sowie Flugzeugtechnologie und die Aktivitäten „Innovation Aviation Cluster“. Auch Nutzungen wie die Abfertigung von WEF-Verkehr ist weiterhin vorgesehen.

Werden die Empfehlungen der internationalen Zivilluftfahrtbehörde ICAO angewendet, beträgt die verfügbare Landestrecke der Piste in Dübendorf 1850 und die Startstrecke 1910 Meter. Bei trockener Piste und einer Temperatur von 15 Grad Celsius reiche das zum Beispiel für Starts und Landungen von Airbus A320 mit 92 Prozent des maximalen Abfluggewichts (MTOW), Boeing 737 mit 85 Prozent des MTOW und Airbus A310 mit 90 Prozent MTOW. Eine Verkürzung der Piste scheint derzeit keine Option mehr zu sein.

Im Bericht wird erwähnt, dass der Flugbetrieb auf 20’000 Flugbewegungen pro Jahr ausgelegt ist, die sich je rund zur Hälfte auf zivile und militärische Flüge verteilen. Die vorgesehenen Betriebszeiten richten sich nach der heutigen Nutzung (Montag bis Freitag 7.30 Uhr bis 12.00 Uhr und 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr). Militärische Missionen sowie Flüge von Polizei und Rega sind selbstverständlich auch ausserhalb dieser Zeiten möglich. Doch diese Betriebszeiten und das im Bericht festgehaltene Szenario von nur 1140 zivilen Flugbewegungen mit Flächenflugzeugen über 8,6 Tonnen Abfluggewicht und 5810 zivilen Flugbewegungen mit Flugzeugen unter 8,6 Tonnen Gewicht machen klar, dass diese Zukunftsvision für Dübendorf kaum Platz für die Business Aviation lässt, falls für sie der Platz am Flughafen Zürich eng wird. Eugen Bürgler

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