Luftverkehr als Klimakiller? Fakten zum Thema

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Die Klimaerwärmung ist in aller Munde und nicht zuletzt der Luftverkehr sorgt bei der Diskussion darüber für viele erhitzte Gemüter. Der Luftverkehr stösst CO2 aus, keine Frage. Doch ist der Luftverkehr tatsächlich der grösste Klimakiller?

Weltweit wird die Klimaerwärmung als Problem wahrgenommen. Auch die Airline-Industrie hat ein grosses Interesse daran, den Treibstoffverbrauch ihrer Flugzeuge und damit den CO2-Ausstoss zu reduzieren. Hier einige Fakten zum Thema:

Fakt 1: Der spezifische Treibstoffverbrauch pro 100 Passagierkilometer hat bei der Swiss im letzten Jahr 3,11 Literbetragen – ein Wert, den viele Autos wohl nur mit mehreren Insassen erreichen.

Fakt 2: Der Luftverkehr ist, je nach Quelle, für 2 bis 3 Prozent des vom Menschen verursachten CO2-Austosses verantwortlich. Die UN-Organisation für Luftverkehr, die ICAO, geht von rund 2 Prozent aus. Der Luftverkehr verursacht rund 12 Prozent des CO2 aus dem Transportsektor.

Fakt 4: Der Verkehr von Linien- und Charterflugzeugen hat in der Schweiz im letzten Jahr 57,6 Millionen Passagiere bei 471’872 Flugbewegungen transportiert. Dabei wurde dreimal weniger CO2 ausgestossen als vom Strassenverkehr.

Fakt 5: In Europa hat die Zahl der Flüge seit 2014 um 8 Prozent zugenommen. Dank Flottenerneuerungen, technologischen und operationellen Verbesserungen ist der CO2-Ausstoss weit weniger stark angewachsen. Die Swiss ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Wachstum der Airline und der Treibstoffverbrauch entkoppelt werden konnten: Während der Transport von Passagieren und Fracht seit 2003 mehr als verdoppelt wurde (plus 107 Prozent), ist der Treibstoffverbrauch im selben Zeitraum nur um 30 Prozent gestiegen.

Fakt 6: Im Gegensatz zu vielen anderen Industrien stellt sich die Luftfahrtbranche der Verantwortung und hat sich als erste Industrie auf einen globalen Ansatz geeinigt, um das prognostizierte Wachstum des Luftverkehrs ab 2020 CO2-neutral bewältigen zu können. Dazu wird das Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA) eingeführt. Ab 2021 müssen die Airlines der CORSIA-Teilnehmerstaaten einen festgelegten Teil ihrer CO2-Emissionen kompensieren, indem sie Klimaschutzprojekte finanzieren.

Fakt Zukunftstechnologie: Es wird viel geforscht, um den CO2-Ausstoss von Flugzeugen massiv zu reduzieren. Einige Beispiele unter vielen: Airbus, Rolls-Royce und Siemens arbeiten zusammen, um im nächsten Jahr den hybrid-elektrische E-Fan X in die Luft zu bringen. Ein BAe-146 Versuchsträger soll mit einem 2-Megawatt-Elektromotor ausgerüstet werden. Zunum ist ein von Boeing mitgetragenes Projekt, das ebenfalls die Einführung eines hybrid-elektrisch angetriebenen Passagierflugzeuges zum Ziel hat. Seit 2017 fliegt ein Airbus A340 als Testplattform für ein laminares Flügelprofil. Mit laminarer Flügeltechnologie soll der Widerstand von Flugzeugen um 10 Prozent reduziert werden können, der CO2-Austoss könnte damit um bis zu 5 Prozent gesenkt werden. Additive 3D-Drucktechnologienermöglichen komplexe Bauteile leicht herzustellen, was den Bau effizienterer Flugzeuge ermöglicht. Bauteile aus dem 3D-Printer fliegen bereits in Airbus A320neo oder A350XWB Testflugzeugen. Gulfstream hat vor wenigen Tagen einem Kunden die ersten 20’000 Pfund eines alternativen Bio-Treibstoffesfür einen Gulfstream G550 Businessjet verkauft. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus herkömmlichem Kerosin und einem nicht-fossilen Bio-Treibstoff. Bei absolut gleichen Eigenschaften bezüglich Leistung wird mit diesem Treibstoff 50 Prozent weniger CO2 ausgestossen als mit herkömmlichem Treibstoff.

All diese Fakten sollen kein Hinderungsgrund sein, den CO2-Auststoss in der Aviatik zu reduzieren. Doch dem weltweiten Klima ist nicht geholfen, wenn Fakten ausgeblendet werden und der Luftverkehr einseitig als Klimakiller Nummer 1 dargestellt wird. Eugen Bürgler

Der E-Fan X, ein Kooperationsprojekt von Airbus, Rolls-Royce und Siemens gehört zu den Technologieinitiativen, die mit hybrid-elektrischen Flugzeugen den Schadstoffausstoss von Flugzeugen massiv senken wollen. Grafik Airbus

So stellt sich Zunum Aero sein hybrid-elektrisches Flugzeug für zwölf Passagiere vor. Das von Boeing und Safran unterstützte Programm soll noch 2019 den Erstflug eines Versuchsträgers erleben. Grafik Zunum Aero

 

Der Airbus A350-1000 gilt aktuell als eines der verbrauchsärmsten Verkehrsflugzeuge. Bei einer durchschnittlichen Auslastung werden pro Passagier deutlich weniger als 3 Liter pro 100 Kilometer verbraucht. Foto Eugen Bürgler