Swiss: 15 Flieger und 650 Vollzeitstellen weniger

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06. Mai 2021: Wie erwartet, kommt auch Swiss aufgrund des coronabedingten Verkehrseinbruchs nicht um Entlassungen herum. Wie sie heute bekannt gibt, sollen zehn Kurz- und Mittelstreckenjets und fünf Langstreckenflugzeuge ausser Betrieb genommen werden, was einem Flottenabbau von 15 Prozent gegenüber 2019 gleichkommt. Zu den bereits bis Ende 2021 total 1000 natürlich abgebauten Stellen werden bis zu 650 weitere Vollzeitstellen wegfallen, wovon bis zu 780 Mitarbeitende betroffen sind. Mittelfristig erwartet Swiss einen strukturellen Rückgang von 20 Prozent bei der Nachfrage.

In der Medienmitteilung hält Dieter Vranckx, CEO von Swiss fest: «Es zeichnete sich immer klarer ab, dass sich der Markt strukturell verändern wird und trotz frühzeitig eingeleiteter Massnahmen unsererseits eine Restrukturierung  leider unumgänglich zu sein scheint. Mit unserem neuen strategischen Programm reaCH richten wir uns an die veränderte Marktsituation aus. Dieses beinhaltet unter anderem die Redimensionierung und Transformation, wodurch nachhaltig insgesamt rund 500 Millionen Franken eingespart werden sollen. Ziel ist es, den Bankenkredit zeitnah zurückbezahlen und unsere Wettbewerbs- und Investitionsfähigkeit nachhaltig sicherstellen zu können.»

Die Flotte von 90 eigenen und den im Auftrag für Swiss operierenden Flugzeugen von Helvetic Airways wird an den Nachfragerückgang angepasst und voraussichtlich um 15 Prozent gegenüber 2019 verkleinert. Auf der Kurz- und Mittelstrecke werde sich die Anzahl Flugzeuge durch die Ausflottung von Maschinen der Airbus A320-Familie und der Reduktion im Wetlease-Bereich demnach von 69 auf 59 reduzieren. Im Langstreckenbereich beabsichtigt Swiss die Flotte von 31 auf 26 Flugzeuge zu verkleinern. Dabei werden fünf Airbusse ausser Betrieb genommen werden.

Zudem sollen einzelne interkontinentale Direktverbindungen vorerst nicht mehr aufgenommen werden. Die vom Bund im Zusammenhang mit dem verbürgten Bankenkredit eingeforderte standortpolitische Auflage, das Flugangebot von Swiss proportional zu demjenigen der Lufthansa Group Airlines zu entwickeln, werde aber eingehalten, teilt Swiss weiter mit. Bis Ende 2021 wird Swiss bereits mehr als 1000 Vollzeitstellen durch natürliche Fluktuation und freiwillige Massnahmen abgebaut haben, ein weiterer Personalabbau sei aber voraussichtlich nicht zu vermeiden. Im Rahmen der beabsichtigten Redimensionierung könnten bis zu 780 Mitarbeitende (650 Vollzeitstellen) betroffen sein, davon rund 200 beim Bodenpersonal, 60 in der Technik, 400 beim Kabinenpersonal und 120 im Cockpit. Da aber der  noch bis Ende März 2022 geltende Gesamtarbeitsvertrag für das Cockpitpersonal einen Kündigungsschutz beinhaltet, müsse mit dem Berufsverband Aeropers eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden werden, so Swiss weiter. Die allfällige Reduktion dieser insgesamt rund 1700 Vollzeitstellen würde einem Minus von über 20 Prozent gegenüber 2019 entsprechen. Aufgrund der strukturellen Veränderung im Markt müsse diese Massnahme unabhängig von einer allfälligen Verlängerung der Kurzarbeit getroffen werden, erwähnt Dieter Vranckx.

Die Pilotengewerkschaft Aeropers erwartet von Swiss ein klares Bekenntnis zu ihren eignen Piloten anstatt weiterhin Produktion an Fremdanbieter wie Helvetic auszulagern. Ausserdem setzt der Pilotenverband für die Vermeidung von Kündigungen ihrer Mitglieder, primär auf freiwillige Massnahmen, wie etwa die vom Lufthans-Chef propagierten Teilzeitmodelle. Entlassungen von Piloten können so aus Sicht der Aeropers vermieden werden.   hjb