Alpnach: Gebirgsflugtraining erstmals mit NH90

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Die schweren Sikorsky CH-53 der deutschen Bundeswehr gehören auf dem Militärflugplatz Alpnach fast schon zum vertrauten Bild. Seit vielen Jahren kommen deutsche Hubschrauberbesatzungen für ihr Gebirgsflugtraining in die Schweiz – diese Woche erstmals mit NH90.

Ganz neu ist der NH90 (Nato Helicopter 90) eigentlich nicht mehr. Seinen Erstflug hatte der Transporthelikopter der 10-Tonnen-Kategorie bereits 1995. Bis die deutsche Bundeswehr den ersten NH90 übernehmen konnte, dauerte es aber noch mehr als zehn Jahre. Ende 2006 wurde ein Versuchsflugbetrieb aufgenommen. Mit dem NH90 wurden neue Technologien eingeführt, so ist er der weltweit erste Serienhelikopter mit einer Fly-by-wire-Steuerung und verfügt zum Beispiel über einen modernen 4-Achs-Autopiloten und eine leistungsfähige Sensor- und Navigationsausrüstung.

Doch nicht nur diese neuen Technologien sondern auch (vermeintlich) simple Probleme wie etwa ein für Truppentransporte zu wenig stabiler Kabinenboden machten die Einführung des NH90 zu einer problembehafteten Geschichte. Auch nach jahrelangen Verzögerungen wurde mit dem NH90 keine zufriedenstellende Verfügbarkeit erreicht. Laut einem Bericht des deutschen Verteidigungsministeriums waren zum Beispiel im Jahr 2017 durchschnittlich nur 13 von 58 deutschen NH90 einsatzbereit. In den letzten Jahren konnte der moderne Helikopter vermehrt operationell auch in Krisengebieten genutzt werden. Die Bundeswehr setzte den NH90 auch in Mali und Afghanistan ein unter anderem für medizinische Evakuierungsflüge.

Wohl deshalb hat es lange gedauert, bis das Gebirgsflugtraining in der Schweiz erstmals auch mit NH90 durchgeführt wurde. 2003 haben die Schweiz und Deutschland ein Rahmenabkommen über die Ausbildungszusammenarbeit getroffen. Im Rahmen diese Cross-Country-Trainings üben sich deutsche Hubschrauberbesatzungen während rund zehn Wochen pro Jahr in der Schweiz im Gebirgsflug. Im Gegenzug profitieren Schweizer Crews von Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Waren es in der Vergangenheit vor allem Piloten von CH-53 und UH-1D, die überwiegend ab Alpnach im Gebirgsflug geschult wurden, hat am 1. April erstmals auch ein NH90 des deutschen Heeres das Training ab Alpnach aufgenommen. Während der ersten Aprilwoche sind weitere Trainingsflüge vorgesehen.

Ursprünglich hatte Deutschland 122 Exemplare des NH90 bestellt. Diese Bestellung wurde später auf 82 NH90 TTH (Taktischer Transporthubschrauber) reduziert. Dafür wurden als Ersatz für die Sea King noch 18 NH90 Sea Lion für die Marine bestellt. Eugen Bürgler

 

Für die deutschen Hubschrauberbesatzungen ist vor allem das Training ab 1800 Metern Höhe im Gebirge interessant. Foto Eugen Bürgler

Als Mehrzweck-Transporthubschrauber können die NH90 bis zu 20 Soldaten transportieren. Foto Eugen Bürgler

Die Flüge des NH90 finden im Rahmen des Cross-Country-Trainings statt, dass die Schweiz und Deutschland miteinander vereinbart haben. Schweizer Besatzungen profitieren im Gegenzug von Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Foto Eugen Bürgler

Die NH90 des deutschen Heeres sind mit modernen Sensoren und einem leistungsfähigen Selbstschutzsystem ausgerüstet. Foto Eugen Bürgler